Steinzeug ist eine Keramik, die im späten Mittelalter entwickelt wurde und die härter, stoßunempfindlicher und daher begehrter war als andere Keramiken, die man kannte. Es konnte nur an wenigen Orten hergestellt werden, wo es den dafür notwenigen Ton gab: im Rheinland in der Nähe von Köln-Frechen, Siegburg und Raeren bei Aachen. Dies Orte entwickelten sich zu produktionsreichen Zentren. Die Blütezeit des Steinzeugs fällt dort in das 16. Jahrhundert. Es wurde von allen Ständen, selbst an Fürstenhöfen hoch geschätzt und in viele Länder bis nach Japan und Korea gehandelt. Mit den ersten Schiffen des Columbus gelangte es nach Amerika.
Schon im Mittelalter wurden Gefäße aus dem Rheinland (Brühler und Siegburger Ware) bis nach Skandinavien, Russland, Holland und England exportiert.
Merken
Merken
Referenz Objekte Peter Vogt München
Kölner Bartmannskrug um 1580, der mit Reliefauflagen verziert ist, H. 24 cm
Kölner Bartmannskrug um 1560, der mit Reliefauflagen verziert ist, H. 19 cm
Kölner Bartmannskrug-um-1560
Kölner Bartmannskrug um 1560, mit aufgelegten Blüten verziert, H. 30 cm
Kölner Bartmannkrug um 1580 , Reliefauflagen, H. 27 cm
Kölner Bartmannskrug um 1550 Eichenlaubauflagen, H. 15 cm
Cologne Bellarmine Bartmann ca. 1560
Kölner Bartmannskrug um 1580, Reliefauflagen, H. 20 cm
Frechener Bartmannskrug um 1650 mit Auflagen
Frechener Bartmannskrug um 1600, Reliefauflagen, H. 24 cm
Bunzlauer Steinzeugkrug um 1787, braune Lehmglasur mit weißen Auflagen, H. 33 cm
Bunzlauer Steinzeugkrug mit brauner Lehmglasur und weißen Auflagen 18. JH
Auflagen: Zwischen Blütenstauden Preussischer Adler mit Krone und Kriegstrophäen
Bunzlauer Keramik mit Auflagen
Die Töpferei reicht in Bunzlau bis in das späte Mittelalter zurück. Die ältesten archäologischen Funde aus dem 16. Jahrhundert zeigen, dass bereits zu dieser Zeit die Gefäße mit Auflagen aus Ton und farbigen Glasuren dekoriert wurden. Vom späten 17. bis ins 19. Jahrhundert waren dann die braunen lehmglasierten Krüge, Kannen und Teller mit weißen Auflagen ein typisches Bunzlauer Produkt. Die Auflagen zeigen religiöse Motive (Kruzifix, Adam und Eva, Lamm Gottes), Profanes (Blumen) und Hoheitszeichen der Landesherren: Bis 1740 den kaiserlichen Doppeladler, danach das Monogramm „FR“ für „Friedericus Rex“ und den preußischen Adler.
Bunzlauer Steinzeugkrug mit polnisch-litauischen Wappen Deckel datiert 1778
Zu den künstlerischen Verzierungen auf den Bunzlauer Krügen des 18. Jahrhunderts gehörten Wappen von Staaten und Embleme ihrer Herrscher. Neben dem preußischen Adler und dem gebundenen Monogramm von König Friedrich II. dem Großen von Preußen waren zweiköpfige Adler der Habsburger Monarchie und das Wappen des Herzogtums Sachsen gängige Motive. Eine echte Rarität in dieser Produktgruppe ist dieser Krug, der mit dem damaligen Wappen des polnischen Staates verziert ist. Die runde Kartusche zeigt das vierteilige Wappen derUnion von Lublin oder Lubliner Union diese begründete 1569 die polnisch-litauische Adelsrepublik (auch Polen-Litauen oder Rzeczpospolita genannt) die faktisch die Krone des polnischen Königreichs mit dem Großfürstentum Litauen vereinigte. Zwei Felder des Wappens zeigen das Symbol Polens – den gekrönten Adler, die anderen beiden sind ein Abbild der Pahonia, des Wappens von Litauen. Auf dem Herzschild in der Mitte der Kartusche, wo das Familienzeichen des aktuell regierenden Monarchen angebracht wurde, sieht man das Wappen von Stanisław August Poniatowski, dem letzten König von Polen. Er übernahm die Herrschaft im Jahr 1764. Auf dem Zinndeckel wiederum befindet sich ein eingravierten Monogramm „M.S.R.“. und die Jahreszahl 1778. Quelle: Muzeum Ceramiki w Bolesławcu – Beiträge | Facebook
Museum Europäischer Kulturen. (2020-08-13). Kanne mit Deckel und Bunzlauer Wappen
Bunzlauer Steinzeugflaschen aus dem 17. Jh mit Auflagen
Bunzlauer Steinzeugflasche um 1680, die mit Reliefauflagen verziert ist, H. 17,5 cm Abgebildet im Katalog: Von den Anfängen der Bunzlauer Keramik, 2012, S. 231, Nr. 15
Bunzlauer Steinzeugflasche um 1680, die mit Reliefauflagen verziert ist, H. 22 cm Abgebildet im Katalog: Von den Anfängen der Bunzlauer Keramik, 2012, S. 239, Nr. 39
Die beiden Flaschen waren Teil der Sonderausstellung im Keramikmuseum Boleslawiec Von den Anfängen der Bunzlauer Keramik – Funde des 15.–16. Jahrhunderts aus einem mitteleuropäischen Zentrum der Töpferei
Bunzlauer Keramik hat eine jahrhundertelange Tradition. Trotz zahlreicher Berichte in den Chroniken war es bis heute nicht möglich zu bestimmen, wann hier die ersten künstlerischen Steinzeugerzeugnisse entstanden sind und wo die ältesten städtischen Töpfereien verortet lagen. Dank archäologischen Untersuchungen, die im Jahr 2007 von den Mitarbeitern des Muzeum Ceramiki in Bolesławiec an der Piaskowa-Straße durchgeführt wurden, konnten Überreste der bisher ältesten neuzeitlichen Töpferei entdeckt werden. Diese Entdeckung gab den Anlass für ein wissenschaftlich-museumspädagogisches Projekt. Das Projekt wird geleitet vom Muzeum Ceramiki in Bolesławiec und dem Schlesischen Museum zu Görlitz in Zusammenarbeit mit zwei bekannten deutschen Kultureinrichtungen: dem Sächsischen Landesamt für Archäologie, Dresden und dem Kunstgewerbemuseum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden. Im Rahmen des Projekts entstand eine Ausstellung. Die Ehrenpatenschaft darüber übernahm der Minister für Kultur und Nationales Kulturerbe der Republik Polen, Herr Bogdan Zdrojewski.
Die Ausstellung fand im Jahr 2013 im Muzeum Ceramiki in Bolesławiec, Kutuzow-Straße 14 und danach im Schlesischen Museum zu Görlitz statt. Die Ausstellung bestand aus drei großen Komplexen. Im Mittelpunkt steht Keramik, die im Laufe der archäologischen Untersuchungen an der Piaskowa-Straße in Bolesławiec entdeckt wurde und nun zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert wird. Eine Auswahl aus über 20000 Bodenfunden vermittelt einen Einblick in die Keramikformen der Spätrenaissance. Es konnten 101 Gefäße rekonstruiert werden, darunter Töpfe, Krüge, Kannen, Schalen, Teller, Dreibein- und Abgabegefäße. Sie bilden den größten Teil des Fundkomplexes, zu dem auch Schüssel- und Blattkacheln, Pfeifen, Figuren sowie technische Keramik – Brennhilfen der ehemaligen Töpferei und Retorten – gehören. Die ältesten geborgenen Keramikfragmente gehören der Falke-Gruppe an und datieren ins 15./16. Jahrhundert. Zu den jüngsten Funden zählen Pfeifen aus dem 18. Jahrhundert. Der zweite Ausstellungsbereich behandelt Bunzlauer Gefäße aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Im dritten Abschnitt können Erzeugnisse aus den namhaftesten europäischen Zentren der Steinzeugproduktion wie Siegburg, Köln, Westerwald oder Dippoldiswalde bewundert werden, die zur gleichen Zeit entstanden sind. Diese Objekte stammen aus musealen und privaten Sammlungen in ganz Deutschland und Polen. Organisatoren ein wichtiges Anliegen dar.
Die Ausstellung wird von einem umfangreichen, deutsch-polnischen Katalog begleitet, der in einer Auflage von 1000 Exemplar erschienen ist. Diese über 350 Seiten starke Publikation hat einen wissenschaftlichen Charakter und beinhaltet folgende Themen: Bericht über den Verlauf der Untersuchungen, Analyse der entdeckten Artefakte, Objektkatalog der Bunzlauer Keramik des 17. Jahrhunderts, kurze enzyklopädische Zusammenstellung der wichtigsten europäischen Keramikzentren.
Der Katalog beinhaltet zudem zahlreiche Farbfotos, Zeichnungen, Skizzen, Diagrame und Tabellen.
Schwerpunkt in unserer diesjährigen Ausstellung:
Fayence und Steinzeug mit Zunft Motiven der
Bierbrauer, Bäcker, Metzger, Müller, Zimmerleute, Fischer und Küfer
aus verschiedenen Manufakturen
English summary: Focus in this year’s exhibition: Baroque 18thcentury faience and stoneware steins with guild signs of the brewers guild, bakers guild, butchers guild, millers guild and coopers guild from various manufactures in Germany and Austria.
Crailsheimer Bäckerkrug der „Gelben Familie“ in Scharffeuermalerei um 1790, H. 23 cm
Crailsheimer Bäckerkrug um 1790, mit bunten Scharffeuerfarben bemalt, H. 23 cm
Crailsheimer Müllerkrug der „Gelben Familie“ in Scharffeuermalerei um 1790, H. 24 cm
Crailsheimer Bierbrauerkrug der „Gelben Familie“ in Scharffeuermalerei um 1780, H. 24 cm
Crailsheimer Metzgerkrug der „Gelben Familie“ in Scharffeuermalerei um 1790, H. 24 cm
Crailsheimer Metzgerkrug der „Gelben Familie“ in Scharffeuermalerei um 1790, H. 23 cm
Crailsheimer Fischerkrug der „Gelben Familie“ in Scharffeuermalerei um 1780, H. 24 cm
Durlacher Bäckerkanne 1777 datiert, mit bunten Scharffeuerfarben bemalt, H. 23 cm
Durlacher Zunftkanne 1783 datiert, Scharffeuerfarben, H. 23 cm
Donauwörther Müllerkrug um 1740, in bunter Scharffeuermalerei, H. 24 cm
Gmundner Bierbrauerzunftkrug aus der „Blauen Periode“ 1786 datiert, H. 21 cm
Hanauer Bäckerzunftkanne um 1700, mit bunten Scharffeuerfarben bemalt, H. 29 cm
Nürnberger Gambrinuskrug mit Spruch, gravierte Zinnmontierung 1760 datiert, H. 23 cm
Salzburger Zunftkrug um 1780, Werkstatt Riedenburg unter Jakob Pisotti d. Ä., H. 22 cm
Salzburger Fayence Zunftkrug der Bäcker Werkstatt Obermillner um 1680
Salzburger Müllerzunftkrug um 1800, der mit bunten Scharffeuerfarben bemalt ist, H. 23 cm
Schrezheimer Zunftkrug der Brauerei zum Schwanen um 1775, Scharffeuermalerei, H. 23 cm
Schrattenhofener Bierbrauerkrug um 1785, der mit Scharffeuerfarben bemalt ist, H. 23 cm
Schrattenhofener Bierbrauerkrug 1781 datiert, der mit Scharffeuerfarben bemalt ist, H. 23 cm
Süddeutsche Müllerzunftkanne um 1800, die mit Scharffeuerfarben bemalt ist, H. 30 cm
Annaberg Dippoldiswalde Bäckerkrug um 1700, Steinzeug mit bunt bemalten Auflagen, H. 21 cm
Wetterauer Zunftkrug der Metzger um 1730, mit Ritzdekor und Spruchband, H. 27 cm
Zinnhumpen der Fischerzunft mit Fischerstechen 1770 datiert, Meister C. Leiche aus Halle, H. 27 cm
Traunstein Zinnwalzenkrug der Bierbrauerzunft 1713 datiert, Meistermarke, H. 18 cm
Diese Website verwendet Cookies, damit wir Ihnen die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in Ihrem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen, wenn Sie auf unsere Website zurückkehren, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für Sie am interessantesten und nützlichsten sind.
Unbedingt notwendige Cookies
Unbedingt notwendige Cookies sollten jederzeit aktiviert sein, damit wir Ihre Einstellungen für die Cookie-Einstellungen speichern können.
Wenn Sie diesen Cookie deaktivieren, können wir die Einstellungen nicht speichern. Dies bedeutet, dass Sie jedes Mal, wenn Sie diese Website besuchen, die Cookies erneut aktivieren oder deaktivieren müssen.